Newsletter-Bonus
Schön, dass du da bist!
Egal, ob du alter Hase und treue Seele bist, oder gerade frisch dazustößt – ich freue mich riesig über dich!
Als Dankeschön für dein Interesse an mir und meinen Büchern habe ich hier zwei Sachen für dich.
Das ist einerseits Kurzgeschichte, die ich für ein Gemeinschaftsprojekt geschrieben hatte, das am Ende leider viiiiil zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, obwohl es Frauen dienen sollte, die von Gewalt jeglicher Art betroffen sind und Unterstützung brauchen. Wie dem auch sei, finde ich das Thema wichtig genug, um diese Plattform zu nutzen, darauf aufmerksam machen zu wollen und gleichzeitig zu zeigen, wie eine Green Flag aussieht.
Andererseits – und das ist jetzt vor allem für meine Julia-und-Jeremy-People, habe ich euch ein kleines Bonuskapitel weiter unten geschrieben, bei dem euer Herz sich wehmütig, vor allem aber hoffnungsvoll an diese Bücher erinnern darf.
Viel Freude mit beidem und dicke Umarmung von eurer
Jessica
»Jede Version von dir«
Chris
Mit jeder Meile, mit der wir näher an den Einsatzort kommen, werde ich rastloser. Mein Herz hämmert dermaßen fest in meiner Brust, dass man es vermutlich hören könnte, würde der Wind nicht so laut um den Wagen heulen. Keine Ahnung, wo der klare Kopf ist, für den ich eigentlich bekannt bin. Normalerweise ist es positive Energie – Adrenalin, das durch unsere Venen schießt, sobald der Alarm in der Station aufheult. Ein Kick, den man schon nach kurzer Zeit entweder hasst oder braucht. Nicht dieses Mal.
»Alles klar bei dir, Rook?«, will mein Kollege Landon wissen und wirft mir einen besorgten Seitenblick zu. Eigentlich heiße ich Christian Rourke, aber es lag wohl auf der Hand, meinen Nachnamen mit Rookie – also Anfänger – zu verbinden, als ich zum ersten Mal mit meiner Sanitäteruniform in die örtliche Feuerwache marschierte.
Inzwischen bin ich zwar schon über ein Jahr dabei, aber irgendetwas sagt mir, dass ich den Spitznamen so schnell nicht mehr loswerde.
»Du siehst etwas blass aus. Hast doch wohl keine Angst vor einem kleinen Schneesturm oder?« Mit einem schwachen Lächeln klopft er mir neckend auf die Schulter. Vor allem, weil wir beide wissen, dass das hier kein kleiner Schneesturm ist. Es ist ein verdammter Blizzard und seit fünf Minuten sehen wir so gut wie gar nichts mehr vor der Windschutzscheibe. Aber nein, die Wetterverhältnisse sind mir scheißegal! Das verfluchte Gefühl, das ich nicht abschütteln kann, liegt an der Adresse des Einsatzortes, zu dem wir unterwegs sind. Denn in dieser Straße habe ich so gut wie jeden Sommer meiner Kindheit verbracht. Den ersten, als meine Mom an Lymphdrüsenkrebs erkrankt war und durch die Chemo ging. Den zweiten Sommer, weil er noch immer nicht erfolgreich bekämpft war. Den dritten, als sie eine Stammzellentherapie begann, weil der Scheißkrebs zurückgekommen war. Und das Jahr darauf, nachdem sie gestorben war.
»Wenn’s um die Messerstecherei geht, kann ich dich beruhigen. Der sportlichste Sheriff der Stadt ist ja schon dort und hat die Situation bestimmt unter Kontrolle gebracht.« Normalerweise finde ich Landons schwarzen Humor witzig. Im Moment ist mir nicht danach zu lachen. Eine verfluchte Messerstecherei in der endlos langen Straße, in der exakt drei Häuser stehen. Schätze, wir können froh sein, dass sich überhaupt schon ein Polizist bei diesem Wetter in die Gegend verirrt hat, aber unser Sheriff ist alles andere als sportlich und er ist allein.
Ich wische mir mit dem Ärmel meiner Jacke über die Stirn. »Es ist Rosies Straße, Landon! Wer auch immer es ist, braucht einen Rettungshubschrauber. Bei dem Wetter, wo Hubschrauber normalerweise überhaupt nicht fliegen.« Das bedeutet, die Person schwebt in Lebensgefahr und würde es zeitlich nicht schaffen, mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht zu werden. Natürlich weiß er das, deswegen presst er die Lippen zusammen und nickt.
»Aber sie lebt nicht mehr dort, sofern ich weiß, oder?«
»Nein, aber ihre Eltern«, erkläre ich. Mag sein, dass meine Gefühle für Rosie andere sind als für ihre Eltern, allerdings sind sie gleichermaßen stark. »Ich will keinen von ihnen auf die Trage legen müssen.«
Acht Minuten später als geplant, erreichen wir die Stelle, an der die Warnlichter des Polizeiwagens durch den Sturm leuchten, weit weg von Rosies Haus, was mich zumindest wieder etwas klarer denken lässt. Mit geübten Handgriffen nehmen wir mit, was wir brauchen, während Sheriff Coleman uns anschreit, uns zu beeilen. Für den Bruchteil einer Sekunde wird Landon, der vor mir geht, langsamer. »Was zur Hölle ist mit ihr passiert?«, fragt er. Ich beobachte seine Haltung absacken, bevor er über seine Schulter kurz zu mir sieht. Erschrocken, mitleidig, niedergeschlagen. Und da weiß ich es. Weiß, dass mein Bauchgefühl sich nicht irrte. Es ist Rosie.
Ich halte den Atem an, höre das Blut in meinen Ohren rauschen, während ich schneller werde, mich an Landon vorbeischiebe und neben Rose auf die Knie falle. Jeder Muskel in meinem Körper ist angespannt und ich will die Augen zusammenkneifen, denn das Einzige, was mich mit hundertprozentiger Sicherheit wissen lässt, dass Rosie hier liegt, sind ihre dunkelroten Haare, aufgefächert im Schnee. Der Blutfleck rund um sie wächst mit jeder Sekunde.
»Mehrere Stichwunden. Ich wusste gar nicht, bei welcher ich das Blut als Erstes stoppen sollte. Sieht aus, als hätte er auch einen Baseballschläger verwendet.«
»Wer?«, frage ich, obwohl ich die Antwort bereits ahne, während Landon sich vor Rosies Kopf hinkniet.
»Dieser verfluchte Victor. Wurde heute Morgen auf Kaution freigelassen. Ich habe ihr gesagt, sie soll ihre gemeinsame Wohnung verlassen und nicht alleine sein.« Ich verstehe nicht, was er meint. Verstehe nicht, warum ich nichts von der Hintergrundgeschichte gehört habe. Alles, was ich weiß, ist, um wen es geht. Er ist der Grund, weshalb ich Rosie seit eineinhalb Jahren nicht mehr gesehen habe. Weshalb sie nach der Highschool ans andere Ende des Landes gezogen ist, anstatt an die Uni ihrer Träume zu gehen, die sie sogar aufgenommen hätte. Aber das ist wohl nicht das Schlimmste. Er hat sie verletzt. Fast getötet. Und, wie es scheint, nicht zum ersten Mal. Das Gefühl der Ohnmacht wird zur unkontrollierbaren Wut.
»Ich bringe ihn um!«
Landon packt mich mit beiden Händen an der Jacke und wirbelt mich herum, bevor ich meine Worte in die Tat umsetzen kann. »Wenn du jetzt gehst, dann bringst du sie um! Ich brauche dich. Alleine schaffe ich das nicht.« Die Worte sind hart und alles in mir wehrt sich dagegen, aber ich weiß, er hat recht. Er kann nicht fahren und sie gleichzeitig am Leben halten. Coleman kann nicht mitfahren. Er muss den Tatort fotografieren, solange der Schnee noch nicht alles überdeckt.
»Er ist nicht mehr da«, erklärt Coleman, klingt ebenso wütend wie verzweifelt, während ich tief Luft hole und mir fahrig über das Gesicht reibe. »Sie hat gesagt, er ist weggefahren. Hat mir jedes Details seines Fahrzeugs genannt, die Kleine. Sie friert, aber ich konnte sie ja nicht bewegen.« Sie trägt bloß dicke Socken und einen Pyjama. Sieht aus, als hätte er sie aus dem Bett gerissen und wie wehrloses Wild über die Straße gejagt. Wie lange musste sie nach Hilfe rufen, bevor endlich welche kam?
»Ich glaube, im Moment ist die Kälte der einzige Grund, warum ihr Herz noch schlägt«, murmelt Landon leise und beginnt, ihren Kopf abzutasten. Ihre Haut im Gesicht ist buchstäblich rot, voller offener Schnitte. An ihren Armen, Händen muss man fast Stellen suchen, die noch intakt sind. Sie muss gekämpft haben, versucht haben, sich zu wehren in einer Schlacht, die nie fair war. Mir wird übel und ich will mich übergeben. »Lasst sie uns in den RTW schaffen und Gas geben! Chris, du flickst sie zusammen so gut du eben kannst und betest, dass der Helikopter bei diesem Wetter einen Landeplatz findet!«
Mein Herz bleibt kurz stehen, als Rosie die Augen für einen Moment öffnet und suchend den Kopf dreht. »Chris?«, formt sie mit den Lippen, beinahe unverständlich und ich gebe mein Bestes, ihr trotz meiner inneren Zerstörung ein ermutigendes Lächeln zu bieten.
»Hey, Beautiful!« Ich benutze den Spitznamen, den ich ihr gegeben habe, als wir im Kindergarten waren. Sie kam in den Raum mit ihren glänzenden dunkelroten Haaren, diesen großen grünen Augen, den roten Wangen und ihrem freundlichen Wesen. Rosie war damals das schönste Mädchen, das ich je gesehen hatte, und ich dachte, das sollte sie wissen. Selbst jetzt – so wie sie hier vor mir liegt – hat sich nicht das Geringste geändert. Ihre Lider flattern noch einmal und ich atme erleichtert aus, als einer ihrer Mundwinkel sich vielleicht einen Millimeter hebt.
»Chris …«, flüstert sie und ich höre dabei das Blut in ihrem Rachen gurgeln. »Ich sterbe.«
»Nein, das wirst du nicht. Hast du mich verstanden?« Allerdings hören sich meine Worte eher an wie eine Bitte als ein Versprechen und Rosie kennt mich zu gut, als dass es ihr nicht auffallen würde.
»Drei, zwei, eins …«, zählt Landon runter und Rosie stöhnt, als wir sie auf die Trage heben. Im Moment ist aber jedes Geräusch von ihr ein Geschenk, weil es bedeutet, dass sie noch da ist. Nachdem Landon mich dabei unterstützt hat, sie zu sichern und an alle notwendigen Geräte anzuschließen, joggt er zurück zur Fahrerseite und bringt uns mit durchdrehenden Reifen mühevoll vom Fleck.
»Ich sehe … dich nicht«, krächzt Rosie, offensichtlich unter immensem Kraftaufwand, während ich bei den tiefsten Stichen starte.
»Ja, das ist, weil du Blut im Auge hast.« Ich will ihr versichern, dass wir das hinkriegen werden, aber im Augenblick kämpfe ich um professionelle Funktionalität, anstatt loszuheulen wie ein Kind, weil ich in Wahrheit nichts über das Ausmaß ihrer etlichen Wunden weiß. Und das, was ich sehe, ist nicht einmal das Schlimmste. Es sind die Blutungen, die ich nicht sehen kann, die ich am meisten fürchte.
»Ich … bin froh, dass … du es bist«, sagt sie und bricht mir das Herz.
»Kommst du klar, Rook?«, will Landon wissen und meint damit sicherlich nicht medizinisch. Doch bevor ich antworten kann, höre ich ein ohrenbetäubendes Krachen auf der Straße und Landon, der vom Fahrersitz aus flucht, bevor er das Lenkrad herumreißt. Instinktiv werfe ich mich über Rosies Körper, klammere mich unterhalb ihrer Trage fest, während wir über die glatte Fahrbahn schlittern, kippen und auf der Seite landen.
Nein. Nein! Das darf nicht wahr sein. Nicht jetzt.
»Verflucht … Chris, seid ihr okay?«, schreit Landon, der mit seinem geöffneten Airbag kämpft. Meine Hüfte tut verdammt weh, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich irgendwo am Kopf blute und etwas ist mir auf den Rücken gefallen, doch das hindert mich nicht daran, Rosie weiterhin festzuhalten, als würde mein Leben davon abhängen. Sie schluchzt vor Schmerzen und wahrscheinlich neuerlicher Todesangst, die Schwerkraft drückt ihr die Gurte in den Körper.
»Ich muss sie abschnallen.« Trotz meiner protestierenden Verletzungen bringe ich mich in Position, löse die Gurte und hebe Rosie, so vorsichtig ich es in dieser Situation kann, in meine Arme. Hier ist alles durcheinander und ich habe keine Ahnung, wohin ich sie legen, geschweige denn, wie ich weitermachen soll.
»Ich komme gleich zu euch«, ruft Landon, bevor er durchs Funkgerät unseren eigenen Notruf absetzt. Er erklärt, dass ein Baum vor uns umgestürzt ist und wir nicht fähig sind, weiterzufahren.
»Tut mir leid, Chris«, weint Rosie, ihre Atemzüge viel zu kurz und abgehackt. Sie bemüht sich, die Augen offen zu halten, während sich Tränen aus meinen lösen und auf ihr blutverschmiertes Gesicht tropfen. Fünfzehn Minuten verspricht man Landon über Funk und ich schüttle den Kopf. Fünfzehn Minuten, bis ein Rettungswagen aus dem Nebenort hier ist und Rosie zum Landeplatz bringen kann. Fünfzehn Minuten, die sie nicht mehr hat.
»Bleib bei mir, Baby«, flehe ich und halte im Schneidersitz meine erste und einzige große Liebe fest, weil ich nicht weiß, was ich sonst tun könnte. Eineinhalb Jahre habe ich sie nicht gesehen. Eineinhalb Jahre davor musste ich akzeptieren, aus ihrem Leben gestrichen zu werden, weil Victor mich nicht duldete. Rosie und ich wussten beide genau, was wir füreinander empfanden und waren beide zu feige, es dem anderen einzugestehen. Sie traf Victor auf einer Party, während ich Idiot mit einer anderen rummachte, um mich von ihr abzulenken. Die beiden wurden ein Paar. Sie entfernte sich von mir, von unseren Freunden, von ihren Eltern. Schließlich zog sie weg. Jeden Tag habe ich gehofft, sie würde zurückkommen. In meinen Armen landen. Aber nicht so. Nicht auf diese Weise. »Ich kann dich nicht noch einmal verlieren!«
»Müde…«, flüstert sie und verpasst mir damit einen Tritt in die Magengrube. Für mich besteht kein Zweifel: Wenn sie jetzt ihre Augen schließt, wird sie sie nie wieder öffnen.
»Nein, Rose! Sieh mich an!« Ich fasse nach ihrer weniger verletzten Hand und drücke sie. »Du hast es versprochen.«
»Hm?«, summt sie schwach.
»Ich habe dir gesagt, dass ich dich eines Tages heiraten würde. Du warst einverstanden, aber nur, wenn ich dir das teuerste Kleid kaufe.«
Die Furchen auf ihrer Stirn verschwinden kurz und dieses Mini-Lächeln formt sich wieder auf ihren Lippen. Doch ihre Lider bleiben zu. »Wir waren fünf.«
»Worauf willst du hinaus?«, versuche ich vergeblich zu spaßen und streiche ihre kalten, blutigen Haare zur Seite. Es war damals mein Ernst, als ich noch keinen Plan hatte, was Liebe ist und dieses Gefühl ist über die Jahre nur deutlicher geworden. Rosie ist die Eine für mich. »Ich habe dir auch gesagt, dass ich gerne auf dich warten würde. Ich habe nicht vor, meinen Teil des Versprechens zu brechen.«
»Chris … Ich … werde nie dieselbe sein…« Wie könnte sie denn? Aber ich halte mich an ihren Worten fest, denn sie sprechen von der Zukunft. Sie will nicht aufgeben.
»Musst du auch nicht, Rose. Ich will jede Version von dir. Du sollst einfach wissen, dass ich noch immer da sein werde, wenn du soweit bist. Egal, wie lange es dauert.« Sie gibt einen schwachen Laut von sich, doch ich sehe, wie ihr Körper den Kampf aufgibt. Sie kann nicht mehr. Ihre Hand wird schwer in meiner und ich kann beinahe hören, wie ihr Herz stehenbleibt und alles in mir bricht zusammen. »Rose!«, schreie ich, als könnte ich sie damit zurückholen.
»Nein, nein, nein, verdammt noch mal«, flucht Landon, als er die Türen hinten aufreißt und mir hilft, Rosies leblosen Körper aus dem Wagen und flach auf den Schnee zu legen.
Sobald meine Hände frei sind, beginne ich mit der Herzdruckmassage, beschwöre es gedanklich, weiterzuschlagen, weil ich mir keine Welt vorstellen kann, in der Rosie nicht mehr ist. Landon schneidet ihr Shirt auf und bringt die Elektroden des mobilen Defibrillators an. Schwach im Hintergrund vernehme ich die Sirene unserer aller Rettung, bete, dass sie nicht zu spät sind, während Landon mich von Rose wegdrückt und den Impuls zum Schock gibt. Ihr Oberkörper zuckt kurz und sofort setze ich die Herzdruckmassage fort. »Nicht so, Rose. Komm zurück!« Ich danke Gott für Landons ruhige, professionell arbeitenden Hände, während er den Tubus zur Beatmung in ihre Luftröhre schiebt, ohne dass ich dabei unterbrechen muss.
»Okay, lass uns sehen!« Erst nach den obligatorischen zwei Minuten, in denen noch nach dem Schock wiederbelebt werden muss, nehme ich meine zitternden Hände von ihr und halte den Atem an, bis ich sehe, dass ihr Herz auch ohne meine Unterstützung weiterschlägt. »Wir haben sie«, sagt Landon, ebenso dankbar.
Nach wie vor angeschlossen an den Defibrillator, weiterhin beatmet durch Landon, der weniger verletzt zu sein scheint als ich, befördern wir Rosie in den intakten Rettungswagen, in dem die Sanitäter dort weitermachen, wo ich bei ihren offenen Wunden aufhören musste. »Etliche Messerstiche, erheblicher Blutverlust. Wiederbelebung war notwendig …«, gibt Landon die nötigen Informationen weiter, während ich nichts anderes tue, als Rosies Hand in meiner zu halten und zu beten, dass sie es gegen jede Wahrscheinlichkeit schafft.
Wie durch ein Wunder beruhigt sich das Wetter bis zu unserem Eintreffen am Landeplatz zumindest soweit, dass der Rettungshubschrauber die Genehmigung zum Fliegen bekommt. Ich lasse Rosies Hand erst dann los, als ich dazu gezwungen werde. »Hör nicht auf zu kämpfen, Rose, und komm zurück zu mir!«, flüstere ich, bevor sie auf der Trage in den Hubschrauber gehoben wird und die Türen verschlossen werden.
Dann bleibt mir nichts anderes mehr übrig, als zurückzutreten, mir einen Arm vor die Augen zu halten, als uns der startende Propeller Schnee ins Gesicht wirbelt, und darauf zu vertrauen, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein wird, dass ich das Mädchen meiner Träume in den Armen halten durfte.
Rosie
1 Jahr später
Ich erinnere mich an jedes Detail aus dieser Nacht vor zwölf Monaten. Ich erinnere mich an die Szenen aus einem Horrorfilm, die ich erlebt habe. An den Baseballschläger, der mich ins Gesicht traf und buchstäblich Sterne sehen ließ. An den ersten Stich in meine Seite, der sich anfühlte, als würde ich gerade in Flammen aufgehen. An die dreiundzwanzig weiteren, die ich mit Armen und Beinen vergeblich versuchte, abzuwehren. An den Anblick von Vic, als er mir den Rücken zugekehrt hat, weil er vermutlich dachte, ich wäre bereits tot. An das Messer, an dessen Klinge mein Blut wortwörtlich runtertropfte. Ich erinnere mich an das entsetzte Gesicht des Sheriffs, als er mich im Schnee fand. An das Gefühl zu sterben, als mein Herz kein Blut mehr fand, das es pumpen konnte. Mehrmals in dieser Nacht.
Ich erinnere mich an meine Mom, die vor Freude zusammenbrach, als ich am dritten Tag im Krankenhaus länger als ein paar Sekunden die Augen offenhalten konnte und ihre Hand drückte. Daran, wie sogar mein Dad geweint hat, obwohl ich ihn zuvor nie in meinem Leben hatte weinen sehen. Und ich erinnere mich an das Gänseblümchen in der winzigen Vase neben meinem Bett, wo immer er es hernahm. Ich erinnere mich, wie diese kleine, einfache Blume mir in diesen Tagen dabei half, das erste Mal nach zwei Wochen auf der Intensivstation aus dem Bett zu steigen, nicht in Ohnmacht zu fallen, als ich mich das erste Mal im Spiegel ansehen musste. Ich wollte – konnte – Chris noch nicht sehen, aber die Gänseblümchen kamen trotzdem regelmäßig. Ich schlug mich durch die Reha, in der ich lernen musste, wieder richtig zu gehen und meine Arme zu verwenden; durch den Beginn einer Aufarbeitung dieser traumatischen Nacht und durch die ersten Gerichtsverhandlungen, bei denen ich mir noch mal vom Staatsanwalt anhören musste, was ich niemals wieder durchleben wollte. Und doch stehe ich jetzt hier: In unserer Kirche, vor der ganzen Gemeinde und erzähle zum ersten Mal selbst meine Geschichte. Weil ich es kann.
»Ich kann keine Gläser mehr öffnen, also wenn ihr mir Essiggurken oder Marmelade schenken wollt, dann bitte in einer Frischhaltebox«, versuche ich nach einer etwas gemilderten Zusammenfassung dieser Nacht zu scherzen. »Das einzig Gute an dieser Sache ist wohl, dass ich an manchen Tagen eine extrem legitime Ausrede habe, mir nicht die Zähne zu putzen, weil meine Hand einfach nicht mitspielt.« Ich sehe die Menschen ein paar Reihen vor mir traurig lächeln. Weil ich so viel scherzen kann, wie ich will. Einige von ihnen haben Fotos von mir gesehen. Viele wissen, wie ich gekämpft habe. Immer noch kämpfen muss. Immer kämpfen werde.
»Natürlich wünschte ich, ich würde manche Wörter nicht nach wie vor nur nuscheln können. Oder meine Augenbraue heben können, wenn jemand etwas Blödes zu mir sagt. Natürlich wünschte ich, all das wäre nie passiert. Nie so weit gekommen. Aber ich werde mich nicht davon geißeln lassen. Nicht zerstören lassen. Ich werde leben, weil es das ist, wozu ich offensichtlich bestimmt bin. Weil genau dafür so viele Leute in dieser Nacht gekämpft haben: für mein Leben. Und ich werde es benutzen. Ich werde nicht erlauben, dass das umsonst passiert ist. Werde nicht erlauben, diese zweite Chance damit zu verschwenden, zu bedauern, was war oder was ich verloren habe. Ich werde sie auch nicht in Angst leben.« Ob Vic nun lebenslänglich bekommt oder nicht. Ich weigere mich, mich noch einmal von ihm geißeln zu lassen. »Ich weiß, ich habe diese zweite Chance bekommen, um etwas daraus zu machen. Um anderen zu zeigen, dass es möglich ist, aus etwas Schrecklichem etwas Gutes zu machen. Victor hat versucht, mein Leben zu stehlen. Doch was er vergessen hat, war, dass Gott hinter mir stand, um mich aufzufangen, mich zu retten, zu heilen und immer wieder durch jeden einzelnen Menschen in der Zeit seither daran zu erinnern, dass ich geliebt werde.«
Die Gemeinde klatscht und ich lächle, atme auf, weil ich es geschafft habe, ohne dabei in Tränen auszubrechen. Dann stehe ich zusammen mit meinen Eltern auch die nächsten fünfundvierzig Minuten durch, in denen die gefühlte gesamte Kirchengemeinschaft mir gratuliert, mich umarmt, bestärkt und Hilfe anbietet. Manche überreichen mir Blumen. Rosen. Ich weiß, die Absicht ist gut, deshalb nehme ich sie an. Doch dann brauche ich etwas Freiraum. Entschuldige mich bei meinen Eltern und bitte um ein paar Minuten an der kalten Luft. Geschlaucht lehne ich mich an die Außenmauer unserer kleinen Kirche, werfe die Rosen vor mir ins Gras und blicke zum Himmel. Letztes Jahr zu dieser Zeit hatten wir Schnee. Nun recken alle kleinen Wiesenblumen bereits ihre Köpfe Richtung Sonne.
Ein Lächeln, das ich nicht einmal verstecken könnte, wenn ich wollte, formt sich auf meinen Lippen, als die Person, deren Gang, Geruch und Wesen ich so gut kenne, dass ich nicht einmal nachsehen muss, wer es ist, sich mit etwas Abstand neben mich stellt und meine Haltung spiegelt. »Ich hasse Rosen«, erkläre ich, was Chris lange weiß. Ich habe Rosen schon vor Vic nicht gemocht, weil Leute in meinem Leben mich gerne mit einer verwechselt haben, mir den Kopf tätschelten und am liebsten in ihre Gärten gepflanzt hätten. Nicht oft fühlte ich mich ernst genommen. Wahrscheinlich war es deshalb für Vic so leicht, mich einzulullen. Bald hasste ich diese Blumen aber, weil er mir jedes Mal, wenn er sich wie ein Mistkerl verhalten hatte, einen Strauß davon vor die Füße warf, nachdem er mit Selbstmord gedroht hatte, sollte ich ihn verlassen. Nie wieder.
»Ich weiß«, antwortet er, bückt sich und pflückt das wahrscheinlich neunzigste Gänseblümchen, das ich im letzten Jahr von ihm bekommen habe. »Du bist der stärkste Mensch, den ich kenne, Rosie, und jeder da drinnen würde dasselbe über dich sagen«, meint er und es bedeutet mir viel, das von ihm zu hören, weil er derjenige ist, von dem ich am wenigsten will, dass er denkt, all das wäre passiert, weil ich schwach bin. Denn das stimmt nicht. Es ist weit komplizierter.
Seit dieser brutalen Nacht sehe ich Chris nicht zum ersten Mal. Er hat mir buchstäblich das Leben gerettet. Natürlich habe ich mich bei ihm, bei allen, von Herzen bedankt, die mich nicht aufgaben, obwohl es ziemlich schwarz aussah. Er war auch bei beiden Gerichtsverhandlungen da. Im Hintergrund, um mich zu unterstützen, aber gleichzeitig, um sein Versprechen zu halten, mir die Zeit zu geben, die ich brauche. Aber es ist das erste Mal seit jener Nacht, dass ich nicht mehr das Bedürfnis habe, wegzulaufen vor dem, was war und was aus mir und ja, auch meinem Spiegelbild, geworden ist. Diese Rede da drinnen war hoffentlich für die Zuhörer ermutigend, vielleicht sogar hilfreich, aber mich hat sie beim Aussprechen der Worte frei gemacht.
Jetzt drehe ich mich Chris zu, blinzle gegen die Sonne, während er mir mit diesem Schmunzeln, das nie aufgehört hat, meine Knie weich werden zu lassen, meine Lieblingsblume reicht. Er sieht genauso gut aus wie immer. Anders als früher und doch irgendwie gleich. Er sieht aus wie Zuhause. Ich überbrücke den Freiraum zwischen uns und lege meine Arme um seine Mitte. Nicht eine Sekunde zögert Chris und drückt mich an sich, atmet auf und ich atme ihn ein, schließe die Augen. Denn so soll es sein. Mit Chris fühle ich mich weder erstickt noch begraben. Ich fühle mich getragen und doch stark genug, auf meinen eigenen zwei Beinen zu stehen. Ich bin in diesem Moment hier mit ihm, weil ich es will. Weil wir es beide wollen. »Es ist bald vorbei«, murmle ich an seine Brust, bevor er mich am Haaransatz küsst. Auf eine meiner zwei Dutzend Narben.
»Ich werde da sein«, gibt er zurück und meint dabei nicht nur die Urteilsverkündung für Vic, sondern auch alles andere.
»Ich weiß«, antworte diesmal ich, flüsternd. Ihm muss ich nichts erklären. Er war da. Er hat es miterlebt, kannte mich davor und kennt mich jetzt. Das gibt mir Sicherheit und den Mut, mich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihm einen vorsichtigen Kuss auf die Unterlippe zu geben. Ich sehe, wie sich sein Adamsapfel bewegt, wie der Junge, der jedes Mädchen hätte haben können, nervös ist vor dem ersten Kuss, den wir einander schon vor langer Zeit hätten geben sollen. Chris’ Hände formen sich hinten an meinem Shirt zu Fäusten und er zieht mich noch dichter an seinen Körper. Und ich liebe es. Liebe es, wie er mich berührt, als würde sein Leben davon abhängen, und gleichzeitig trotzdem sein Leben lang warten, wenn ich das von ihm brauchen würde.
»Gott, Rose! Ich habe dich so sehr vermisst. Ich würde alles dafür geben, ungeschehen machen zu können, was er dir angetan hat, aber ich will eines loswerden: Egal wie viele Narben er dir zugefügt hat – du bist wunderschön. Innen wie außen, verstehst du mich? Warst du immer und wirst du immer sein.« Ich lege meine Hände auf seine Wangen, lächle nickend und sauge die liebevolle, sanfte Art auf, mit der er mich ansieht. Wenn es jemanden gibt, dem ich diese Worte glauben könnte, dann Chris. Und in diesem Moment fühle ich mich wunderschön. Und sicher. Ich ziehe sein Gesicht an meines, lege meine Lippen wieder auf seine und vertiefe den Kuss. Der Kuss ist nicht fordernd oder stürmisch. Er ist sanft, aber leidenschaftlich, zurückhaltend und doch gebend. Er ist nicht perfekt, wie im Film mit der Fähigkeit, alles Vergangene auszuradieren. Denn das kann er nicht. Aber er ist wunderschön und alles, was ich in diesem Augenblick brauche.
Ich habe Vic gehasst für alles, was er getan hat, gekämpft zu verstehen, warum. Ich habe mich selbst gehasst. Habe gelitten, geweint, geschrien und das Geschehene irgendwann eben akzeptiert. Aber heute schließe ich Frieden. Denn mein Glück lasse ich mir nicht wegnehmen. Ich bin am Leben. Ich bin wunderschön und Victor hat es nicht geschafft, meine Zukunft zu stehlen. Er hat verloren.
Ich hingegen habe gewonnen. Mein Leben. Meinen Neustart und meine erste und letzte große Liebe. Ich mag noch einen steinigen Weg vor mir haben.
Aber ich bin nicht alleine.
Bonuskapitel „Solange du bleibst“
Hope, 24 Jahre alt
Ich wische eine Träne aus meinen Augen, bevor sie mein Make-Up ruinieren kann. Dieser Tag sollte perfekt sein – der Schönste meines Lebens und bestimmt wird er das auch noch. Ich meine, ich heirate gleich die Liebe meines Lebens. Den Jungen, in den ich mich verknallte, als ich fünfzehn war. Den, mit dem ich mein erstes Date hatte. Der mein erster Freund wurde. Mein erster Kuss. Ezra ist mein Seelenverwandter, mein Spiegel und mein Anker.
Außerdem warten hier vor meinem Hotelzimmer und drüben in der Kirche die tollsten Menschen, die ich an meiner Seite wissen darf, um mich – nicht nur heute – zu tragen, zu stützen, zu unterstützen und anzufeuern. Das nehme ich nicht für selbstverständlich.
Das Problem ist nur: einer fehlt. Er fehlt mir extrem.
Ich drücke den Brief fest an mein Herz, den Mom mir vorhin mit bebendem Lächeln dagelassen hat, bevor sie all meine Brautjungfern bat, mir die letzten Minuten noch alleine zu gönnen.
Dann lese ich ihn noch einmal.
Mein kleiner Hoffnungsschimmer,
heute hast du deine ersten Schritte gemacht. Wackelig und niedlich, aber selbstbewusst – so wie du eben bist. Mit deinem strahlenden Lachen, das du definitiv von deiner Mom hast und mir auch bei dir jedes Mal aufs Neue den Atem raubt, bist du in meine Arme gelaufen und hast dich feiern lassen. Lange natürlich nicht, denn jetzt, wo du’s raus hattest, hattest du es eilig 😁
Und während ich dir so zusah, musste ich darüber nachdenken, wie es eines Tages wohl wäre, dich den Altar entlangführen zu dürfen – meine wunderschöne Tochter, mit ihrem selbstbewussten, strahlenden Lächeln, diesmal auf den jungen Mann gerichtet, den sie heiraten würde. Und obwohl ich heute bereits weiß, dass ich diesen besonderen Tag wahrscheinlich nicht miterleben werde können, erfüllt mich der Gedanke mit Stolz und vor allem mit Hoffnung. Weil ich weiß, dass du nie alleine sein wirst. Weder jetzt noch in Zukunft. Und, weil ich weiß, dass Onkel Max deinen Zukünftigen bestimmt gehörig in die Mangel genommen haben wird, bevor er das Privileg bekommt, um deine Hand anhalten zu dürfen.
Hope, ich liebe dich! Und ich bin sicher, ich würde deinen Bräutigam ebenfalls lieben (lernen 😜). Auch wenn ich heute an deinem großen Tag nicht physisch mit dir gehen kann, wird ein Teil von mir immer bei dir sein – und damit meine ich nicht nur in Form dieses Fotos von meinem umwerfenden Gesicht. 🤪
Mit einem wässrigen Kichern nehme ich das Polaroidfoto von der Kommode und streiche mit meinem Daumen darüber. Darauf grinsen mein Dad und ich breit in die Kamera, die gleichen grünen Augen spitzbübisch und belebt, während wir beide eine lustige Grimasse ziehen. Ich muss etwa fünf gewesen sein, denn kurz darauf war er nicht mehr da.
»Ich vermisse dich, Daddy!«, flüstere ich, gerade als es klopft und Mom den Kopf durch die Tür schiebt.
»Darf ich reinkommen?«
»Natürlich.«
Als sie sieht, dass ich heule, streckt sie die Arme nach mir aus. »Tut mir leid, Schätzchen. Ich hätte dir den Brief vor dem Make-up geben sollen.«
Ich nicke enthusiastisch. »Wäre vielleicht ne gute Idee gewesen.« Lachend und weinend drücken wir einander ganz fest.
»Dein Vater wäre so unendlich stolz auf dich«, garantiert sie, bevor sie sich von mir löst und liebevoll den Kopf schüttelt. Dann verzieht sie streng das Gesicht. »So, genug Sentimentalitäten. Wir müssen zur Kirche.« Sie hat Recht und auf keinen Fall will ich Ezra warten lassen.
Zerrissen blicke ich auf das Foto in meiner Hand. »Ich würde es so gerne mitnehmen.«
Mom nickt, dann schnipst sie. »Guck! Das haben wir gleich.« Sie fischt das Notfallnähset aus ihrer Handtasche, sticht ein kleines Loch durch den Bildrand und befestigt den Faden dann an meinem Brautstrauß. »Tada!« Sie lächelt mich an.
»Danke, Mom! Für alles!«
Es klopft erneut und diesmal streckt mein Quasi-Onkel den Kopf durch die Tür, wenngleich mit einer Hand vor seinen Augen. »Jules, mein Auto ist schnell, aber wenn wir nicht bald losfahren, brauchen wir einen Düsenjet.«
Mom verdreht belustigt die Augen. »Entspann dich, Max! Wir sind schon unterwegs.«
»Und du darfst ruhig gucken, Onkel Max«, informiere ich ihn, weil er lustig aussieht.
Er schielt durch den Spalt seiner Finger, bevor er die Hand wegnimmt und der Mund ihm aufklappt. »Hope …«Mehr fällt ihm wohl nicht ein, was Mom zum Lachen bringt.
»Du hast Max sprachlos gemacht. Das ist definitiv ein gutes Zeichen.«
»Du bist wunderschön«, äußert er sich dann doch, sein Kopfschütteln bedächtig. Täusche ich mich, oder werden auch seine Augen feucht?
»Aufhören!«, schimpfe ich kichernd. »Wir müssen los!«
Mom an der einen Hand, den Strauß mit dem Foto meines Dads in der anderen und den Arm eingehakt in den von Max – dem besten Freund meines Dads seit ihrer Kindergartenzeit, machen wir uns auf den Weg zur Kirche. Die Familie ist schon drinnen, meine Brautjungfern empfangen mich davor und beten, angeleitet von Mom, noch einmal für mich – um Gottes Segen, Kraft und Ruhe, die ich definitiv gerade brauchen kann, während ich doch langsam echt nervös werde.
Die Musik beginnt zu spielen, der Brautzug zieht los und ich klammere mich ganz fest an Max. »Ich hab’ dich«, verspricht er und streichelt meinen Arm.
Dankbar grinse ich zu ihm hoch. »Ich bin froh, dass du hier mit mir stehst, Onkel Max!«
Er schmunzelt zurück. »Ist mir die größte Ehre, Kleine.«
Endlich sind wir dran. Mein Herz klopft wild gegen mein Brustbein und meine Knie fühlen sich weich an. Aber dann sehe ich ihn. Ezra. Und plötzlich ist es, als gäbe es nur noch uns beide. Ihn da vorne, die Hand an seinem Herzen, als hätte allein mein Anblick sie dorthin gezogen und mich hier – auf dem Weg zu ihm. In seine Arme, wie mein Dad es in seinem Brief beschrieben hat. Nur diesmal für immer. Und ich kann es kaum erwarten.
Du hast Recht, Daddy, ich bin nicht alleine. Und ich liebe dich auch.


Jessica Winter![]()
/Autor